Nautisches Lexikon - Leuchtfeuer
euchtfeuer
sind wichtig, nützlich, schön, romantisch ... Leider werden sie immer weniger, weil
GPS ihnen den Rang abläuft. Und leider erlebe ich in der Praxisausbildung immer
wieder, daß auch Segler mit schon etwas Erfahrung beim Auszählen von Kennungen elementare
Unsicherheiten haben. Und weil sich Leuchtfeuerkennungen als "animierte gif-Bilder"
so schön einfach darstellen lassen, gibt es hier also das Thema "Leuchtfeuer".
Rechts ein Leuchtturm von Kora, 7 Jahre alt. Als Vorbild diente ein schwedisches
Leuchttürmchen, das ein Dach wie eine Zipfelmütze hatte ...
euchtfeuer
können optisch sehr unterschiedlich wirken, weil die zugrundeliegende Technik sehr
unterschiedlich sein kann. Diese hängt von der Art des Einsatzes und vom Einsatzort
ab, also ob das Leuchtfeuer sehr weit tragen muß, ob es energieautark sein muß,
ob es nur in einer Richtung hell sein muß etc. Ein wenig Hintergrundwissen über
die Technik ist deshalb wichtig, weil es einem bei der Entscheidung helfen kann,
was man denn nun sieht da draussen, vor dieser schwarzen Kulisse mit vielen oder
wenigen blinkenden Erscheinungen. Wenn nur ein oder zwei Leuchtfeuer da sind, ist
das leicht, wer aber mal vor einer friesischen Insel oder einer anderen gut befeuerten
Ecke der Welt stand, der weiss, dass die Kennung alleine noch nicht alles ist.
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Große,
weittragende Leuchttürme arbeiten meist mit permanent leuchtenden, sehr
starken elektrischen Lampen. Der "Blitz-Effekt" wird nicht durch Ein- und Ausschalten
bewirkt, das würde das Leuchtmittel nicht lange mitmachen, auch der Übergang zwischen
Hell und Dunkel wäre zu langsam. Es wird aber auch keine schwarze Blende benutzt,
die das Feuer abdeckt, sondern noch viel pfiffiger: Eine riesige Linse läuft auf
einem Schlitten immer rund um die Lampe. Sie bündelt das Licht in einer Richtung
und läßt somit einen relativ konzentrierten Lichtstrahl rund um den Horizont wandern.
Meist benutzt man eine sogenannte Fresnel-Linse, die bei kurzer
Brennweite trotzdem sehr flach gebaut ist, mit den charakteristischen Ringen (rechts
ein Bild aus dem Leuchtturm Cabo San Vicente in Portugal).
Damit schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Man hat durch den wandernden
Strahl automatisch eine Blitz-Wahrnehmung, und dies mit der gebündelten Leuchtkraft
der ganzen Lampe. Ohne Linse wäre das Licht viel, viel schwächer. Deshalb findet
man bei solchen Leuchttürmen auch ausschließlich Kennungen mit Flash-Charakteristik,
denn etwas anderes läßt sich technisch kaum darstellen. Bei diesigem Wetter kann
man dicht am Leuchtturm sehr schön beobachten, wie der Lichtstrahl über einen
hinwegstreicht.
Die Lichterscheinung eines solchen Leuchtturms hat oft etwas Zögerliches, die
Helligkeit ist nicht schlagartig da und wieder weg, sondern baut sich über einige
Zehntelsekunden auf und ab, da der Lichtkegel nicht scharf begrenzt ist. Der Kern
der Lichterscheinung wirkt aber meist kraftvoll. Je weiter weg ein Leuchtturm
steht, desto zittriger wird das Licht aufgrund von atmosphärischen Störungen (Schlieren
in der Luft).
Die "Farbgebung" bei Leuchttürmen mit farbigen Sektoren wird stets mit Farbfiltern
erreicht, meist Glasplatten, die rings um die Lichtquelle aufgereiht sind. Weil
das die Lichtleistung reduziert (wie jeder Filter), tragen die farbigen Sektoren
immer weniger weit als der weisse Sektor.
- Kleine Leuchttürme arbeiten entweder auch so oder aber mit
elektrischen Lampen, die ein- und ausgeschaltet werden (Halogen). Im letzteren
Fall ist die Helligkeit schnell da und wieder weg. Die Abgrenzung gegen eine grosse
Leuchttonne ist dann schwierig und meist nur vage über die Stärke des Lichtes
möglich.
- Leuchttonnen arbeiten elektrisch oder (vor allem Offshore)
klassisch mit Gas. Dann dient ein Teil des Auftriebskörpers als Gastank, die Automatik
wird elektrisch gesteuert. Wenn man also an einer Leuchttonne Solarzellen sieht,
so sind diese meist für die Akkus der Steuerung.
Leuchttonnen erkennt man gut daran, dass sie "kleine" Leuchterscheinungen darstellen,
"Lichtpunkte" sozusagen, gerade ausreichend, um wahrgenommen zu werden. Mit einem
grossen Leuchtturm sind sie unmöglich zu verwechseln.
Gasleuchten sind ebenso wie Elektrik recht fix mit An und Aus, aber da die Flamme
nie gelöscht, sondern nur "kleingedreht" wird, nimmt man bei Leuchttonnen in der
Dunkelphase oft noch ein Restleuchten wahr (das aber nicht sehr weit sichtbar
ist). Dies kann eine Peilung erleichtern.
- Richtfeuer arbeiten in der Regel elektrisch, stellenweise
auch schon mit LED-Feldern (Leuchtdioden).
Wenn diese LED eine gute Richtcharakteristik haben, erreichen sie zumindest in
der erforderlichen Richtung die erforderlichen hohen Leuchtdichten. Sie arbeiten
sparsam und gehen selten kaputt. Da die Farbigkeit des Lichtes bei LED aus dem
physikalischen Erzeugungsprozess herrührt und nicht aus Farbfiltern, sind die
Farben dieser LED sehr rein und klar.
ei
einem Leuchtfeuer unterscheidet man Kennung und Wiederkehr, wobei manchmal im seglerischen
Sprachgebrauch die Wiederkehr mit zur "Gesamtkennung" gepackt wird. Kennung und
Wiederkehr sind entweder so gestaltet, daß das Leuchtfeuer in seiner Umgebung eindeutig
identifizierbar ist und nicht mit einem anderen verwechselt werden kann, oder die
Kennung enthält als solche eine bestimmte Information über die Art des Feuers (z.
B. bei Kardinalzeichen). Im letzteren Fall sind Verwechslungen nicht ausgeschlossen,
weil dann oft nur noch wenige Variationen möglich sind.
- Kennung (engl. character)
Damit ist die grundsätzliche Art der "Lichtgestaltung" innerhalb der Wiederkehr
gemeint, also: Wie viele Lichterscheinungen gibt es, wie lang sind sie im einzelnen,
welche Farbe haben sie, wie lange dauern die Pausen dazwischen, ist möglicherweise
die eigentliche Information in den Dunkelphasen codiert (unterbrochenes Feuer,
anschaulich auch mit "Schwarze Blitze" beschrieben)?
- Wiederkehr (engl. period)
Die Zeitdauer, nach der sich die Kennung identisch wiederholt.
Für die Betonnung wurde in den 1970er Jahren das IALA Maritime Buoyage
System eingeführt, welches Schluß machte mit dem bunten Tonnen-Durcheinander auf
der Welt. Für Leuchtfeuer existiert kein vergleichbares
verbindliches Schema, dennoch werden seitdem auch bei Leuchtfeuern bis heute "alte
Kennungen" ausgemustert (Morsefeuer, Wechselfeuer, exotische Feuerfarben, krumme
Wiederkehren) und durch neue Kennungen aus einem relativ kleinen, übersichtlichen
Katalog ersetzt. Das ist für Fahrtensegler begrüßenswert, weil es den Streß reduziert,
wenn man unbekannte Gebiete befährt (trotzdem wird man noch lange "alte" Kennungen
antreffen).
Dieser Standard-Katalog umfaßt:
- Bei den Kennungen:
Fixed (Festfeuer)
Isophase (Gleichtaktfeuer, ab 2 s aufwärts in geraden Sekundenschritten)
Long Flash (Blink, 2s oder länger, einzeln)
Flash (Blitz, 1s oder kürzer, einzeln oder gruppiert)
Quick (Funkelfeuer, 50 oder 60/min, nie einzeln, sondern gruppiert oder kontinuierlich)
Very Quick (Schnelles Funkelfeuer, 100 oder 120/min, nie einzeln, sondern gruppiert
oder kontinuierlich)
Occulting (Unterbrochenes Feuer, "Schwarze Blitze", einzeln oder gruppiert)
Interrupted Quick (Unterbrochenes Funkelfeuer)
Interrupted Very Quick (Unterbrochenes Schnelles Funkelfeuer)
(Die Kennungen Ultra Quick [bis 300/min] und Interrupted Ultra Quick sind
selbst innerhalb des IALA-Systems exotisch und kaum anzutreffen)
- Bei den Wiederkehren:
2s, 3s, 4s, 5s, 6s, 8s, 9s, 10s, 12s, 15s, 16s, 20s, 30s, 60s
Anmerkungen:
- Ich arbeite auch im Deutschen mittlerweile nur noch mit den englischen Kennungsbezeichnungen,
weil das zunehmend in den Seekarten üblich ist. Außerdem fand ich schon immer
die deutschen Bezeichnungen "Blitz" und "Blink" irreführend, insofern bin ich
für diesen Sprachwechsel ganz dankbar.
- Occulting wird immer gerne verwendet, wenn es wichtig und hilfreich ist, das
Feuer zur Orientierung die meiste Zeit sehen zu können. Ein Fl 20 s ist in solchen
Fällen verunsichernd ...
- Ein Isophase 2 s wird gedanklich manchmal mit einem Quick gleichgesetzt, nach
dem Motto: "Leuchten tun sie doch beide je eine Sekunde!" Das stimmt aber nicht:
Die Wiederkehr eines Quick beträgt eine Sekunde. Innerhalb der einen Sekunde
hat es auch seine Dunkelphase, leuchtet also tatsächlich nur etwa eine halbe Sekunde.
ie
ermittelt man zu einem Leuchtfeuer in Sicht Kennung und Wiederkehr?
Immer in zwei Schritten,
und immer in dieser Reihenfolge:
- Kennung ermitteln
Um das zu erreichen, muß man mehrere Wiederkehren abwarten und das Muster erkennen.
Das ist das Schwierigste, und dabei sollen die folgenden "Zeichentrickfilme" helfen.
Die Erfahrung zeigt, daß Novizen die Zeitdauern der Lichterscheinungen
unterschätzen und sie deshalb falsch zuordnen. Daran ist sicherlich auch
der Unterschied zwischen allgemeinem und seemännischem Sprachgebrauch schuld:
An Land gibt es keine "Blitze" von 1 s Dauer, und bei einem "Blink" denkt jeder
erstmal an ein Augenzwinkern ...
- Wiederkehr ermitteln
Mit der Information der Kennung kann man deren Beginn abpassen und dann die Zeit
nehmen bis zum nächsten Beginn. Man muß nicht unbedingt eine Stoppuhr verwenden,
wenn man seiner Sache sicher (!) ist. Ich arbeite mit dem
Klassiker "Einundzwanzig, zweiundzwanzig,
..." (siehe Exkurs), aber auch das muß man üben, um nicht zu schnell oder
zu langsam zu sein. Ansonsten haben sich laut tickende (billige ...) Uhren bewährt,
die man ans Ohr hält, dann kann man trotzdem noch auf das Leuchtfeuer gucken.
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Leitfeuer:
Um Untiefen oder Tonnen am Rande des Leitsektors zu vermeiden, ist folgender Hinweis
wichtig:
Der Leitsektor ist durch ein zweifelsfrei klares, helles, weißes
Licht gekennzeichnet. Gerade der Übergang zu rot ist manchmal recht schwammig,
aber man sieht immer deutlich, wenn man im Leitsektor ist. Im Zweifel seid Ihr
es nicht, denn im Leitsektor hättet Ihr keine Zweifel!
- Richtfeuer bzw. Richtmarken werden verwendet,
wenn Leitfeuer nicht präzise genug sind, d. h. es wird wirklich eng!
Unter Umständen können Untiefen oder Tonnen schon 1-2 Schiffslängen neben der
Richtlinie liegen, das habe ich in Schweden eigenschiffig erlebt.
ypische
Kennungen von Leuchtfeuern sind im folgenden als "animierte gif-Bilder" dargestellt.
Damit man nicht optisch erschlagen wird, sind sie gruppiert in Detailseiten ausgelagert.
Die Wiederkehren habe ich immer um ein oder zwei Zehntelsekunden variiert, damit
das Blitzen und Blinken nicht einförmig synchron bleibt (das entspricht auch der
Realität). Die dennoch eindeutige "Auflösung der Rätsel" ist jeweils unten verdeckt
auf der Seite angegeben ("weiße Schrift"), damit man es erst einmal selbst probieren
kann. Einige Browser zeigen auch den Bildtext an, wenn man den Mauszeiger auf dem
Bild positioniert.
Leuchttürme
Beispiele für Leuchtturm-Kennungen
Kardinale Zeichen
Beispiele für Kardinal-Kennungen
Einzelgefahr-Zeichen
Beispiel für Einzelgefahr-Kennung
Mitte-Fahrwasser-Zeichen
Beispiele für Mitte-Fahrwasser-Kennungen
Laterale Zeichen
Beispiele für Lateral-Kennungen
Und für die Einstimmung auf die nächste Saison ...
Beispiel für
eine typische Fahrwasser-Szene