Nautisches Lexikon

Exkurs: "Falsche" und "richtige" Kurse

Mit diesen Bezeichnungen operiert eine bekannte Eselsbrücke, nämlich die Merkregel

"Vom falschen zum richtigen Kurs mit dem richtigen Vorzeichen,
vom richtigen zum falschen Kurs mit dem falschen Vorzeichen!"

Was ist damit gemeint?

Die Begriffe "richtig" und "falsch" beziehen sich auf die Kartenarbeit. Hier muß stets mit dem Kartenkurs gearbeitet werden, also dem Kurs über Grund KüG. Dieser ist für die Kartenarbeit der einzig richtige, es wäre falsch, mit dem MgK oder dem mwK in der Seekarte herumzumachen. Daher bezeichnet man den MgK oder mwK aus dieser Sicht heraus als falsch (und weiß dabei weiterhin, daß für die Steuerfrau der MgK der einzig richtige Kurs ist, aber wir wählen hier nun mal die Sichtweise des Navigators).

Wenn man einen MgK in einen KüG umrechnet, dann rechnet man einen aus Navigator-Sicht falschen Kurs in einen richtigen um. Und die Vorzeichen der Beschickungen sind gerade genau so definiert, daß man bei dieser Rechenrichtung die Vorzeichen unverändert in die Rechnung übernimmt. Ein unverändertes Vorzeichen ist ein richtiges Vorzeichen in diesem Sprachgebrauch. Alle Mißweisungshinweise und alle Ablenkungs- und Steuertabellen enthalten immer die richtigen Vorzeichen.

Rechnet man nun einen KüG in einen MgK um, dann würde man in einer konventionellen Rechnung nach Adam Riese oben den KüG hinschreiben und unten den MgK und müßte dann mit umgedrehten Vorzeichen in dieser Rechnung arbeiten. Ein umgedrehtes Vorzeichen ist ein falsches Vorzeichen in diesem Sprachgebrauch.

Vor einem solchen Vorgehen kann aber auf Papier nur gewarnt werden: Meist hat man mehr als eine solche Rechnung auf seinem Blatt, und zu leicht verliert man dann den Überblick, welche Vorzeichen man denn verwendet hat oder ob das eine KüG-zu-MgK-Rechnung oder eine MgK-zu-KüG-Rechnung ist oder man vergißt mal, ein Vorzeichen umzudrehen etc. Meine Empfehlung: Auf Papier immer das Rechenschema verwenden, Rechenrichtung immer von oben nach unten, nur die Ausfüllrichtung variiert. So kann man immer sicher sein: Oben steht der MgK, unten der KaK, und alle Vorzeichen werden einfach unverändert den Tabellen entnommen.

Manchmal macht man aber eine solche Rechnung im Kopf (meist beschränkt auf MgK-zu-rwK und umgekehrt), und hier ist es anscheinend dem Gehirn angemessener, genau das zu machen, was man auf Papier vermeidet: Man schreibt die Rechnung gedanklich mal so rum und mal so rum und dreht mal die Vorzeichen um und mal nicht. Aber da man das nicht aufschreibt, sondern gleich wieder vergißt, macht das nichts. Und für eben diesen Fall ist die oben genannte Merkregel gedacht. Aber nicht für das Rechenschema.