Nautisches Lexikon
So sähe Rotation der Erde aus (hypothetisch): | So sieht Translation der Erde aus (real): |
Die Erde würde in diesem Fall genau das gleiche machen wie der Mond,
nämlich eine Gebundene Rotation (dem
Mond immer den blauen Klecks zuwenden). Ein einziger Punkt der Erde (der schwarze) wäre
als gemeinsamer Schwerpunkt in Ruhe, der blaue Klecks würde einen kleinen Kreis
beschreiben, der rote einen großen. Ergebnis: Proportional zur Größe des Kreises wäre die Fliehkraft an unterschiedlichen Punkten der Erde ebenfalls unterschiedlich (wie sie es auf dem Mond tatsächlich ist). Und zwar beim blauen Klecks zum Mond hin, beim roten Klecks vom Mond weg. Im Ergebnis kommt man auch hier qualitativ zu Gezeiten, quantitativ haut man allerdings voll daneben. |
Die Erde sieht aber (noch) nicht ein, warum sie dem Mond immer die
gleiche Seite zuwenden soll. Wenn der Mond das macht, ist das seine Sache, sie bleibt vom
Mondumlauf in dieser Hinsicht unberührt und führt lediglich eine Umlaufbewegung um den
gemeinsamen Schwerpunkt (schwarzes Quadrat) aus. Dieser Schwerpunkt wechselt innerhalb der
Erde ständig seine Position, bleibt aber bezogen aufs Weltall in Ruhe. Die tiefere
Ursache hierfür ist die Natur der Gravitation, die zwar die Massen
aneinander koppelt, nicht jedoch die geometrischen Formen.
Mond und Erde sind keine Hantel mit starrer Verbindung. Ergebnis: Alle Punke der Erde führen eine Umlaufbewegung mit dem gleichen Radius aus und erfahren damit auch die gleiche Fliehkraft, immer vom Mond weg. Jeder Punkt der Erde hat dabei sein eigenes Umlaufzentrum irgendwo im Raum. Nur das gesamte System Erde-Mond führt eine Bewegung um den gemeinsamen Schwerpunkt aus, nicht das einzelne Teilchen. |
Die reine Mondtide nach Newton hat im freien Wasser eine maximale Höhe von 55 cm, und das ist auch in etwa das, was man mitten auf dem Atlantik oder im Pazifik vorfindet. Tidenhub und -fall treten in beeindruckender Höhe bis 15 m nur durch Resonanzerscheinungen der ozeanischen Bassins auf.